Johann Andreas Engelhardt wurde am 19. Dezember 1804 als drittes von insgesamt vier Kindern geboren. Er wuchs in dem Dorf Lossa auf, das im Grenzland von Sachsen-Anhalt und Thüringen auf dem Höhenzug Finne, dem heutigen Burgenlandkreis, gelegen ist. Dort besuchte er die Volksschule, die er zu Ostern 1818 abschloss. Er war ein wissbegieriger und guter Schüler.
Die zehn folgenden Jahre des Lebens Engelhardts liegen derzeit noch im Dunkeln. Es ist anzunehmen, dass er bei dem Tischler- und Orgelbaumeister Johann Michael Voigt (1776-1848) in Lossa in die Lehre ging. Die Qualität der Orgeln Engelhardts, insbesondere im Bereich der Mensurierkunst, der Tischlerarbeiten, der Holz- und Metallpfeifen, der Spielmechanik, der Intonation und der vielseitigen Gehäusegestaltung lassen vermuten, dass Johann Andreas Engelhardt bei einem bedeutenden Meister sein Handwerk erlernt hatte.
Engelhardt hat mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Orgeln von Gottfried Silbermann und seiner Schüler studiert. Ebenso wird er thüringische Orgeln der Erfurter Orgelbaumeister Schröter und Volckland sowie der Orgelbaufamilie Hesse aus Dachwig gekannt haben. Von großer Bedeutung für das Orgelschaffen Engelhardts wird die Begegnung mit der bedeutenden Zacharias-Hildebrand-Orgel in der St. Wenzelskirche in Naumburg gewesen sein.
Um 1828 trat Engelhardt in der Harzregion in Erscheinung. Im darauffolgenden Jahr heiratete er in Ellrich Johanna Frederike Wilhelmine Louise Herbst. Da die Trauung in den Kirchenbüchern der Nicolaigemeinde zu Herzberg am Harz verzeichnet ist, kann man davon ausgehen, dass Engelhardt ab 1829 in Herzberg am Harz arbeitete. Die Wahl des Standorts Herzberg am Harz erwies sich als außerordentlich geschickt. In der Region gab es kaum nennenswerte historische Orgeln. Der Südwestharz lag in Bezug auf den Orgelbau im Schatten größerer Orgelbauzentren: Halberstadt, Braunschweig, Hannover, Quedlinburg, Göttingen, Kassel, Gottsbühren und Bleicherode. Für Johann Andreas Engelhardt bot die Region beste Voraussetzungen für seine Arbeit.
Jahre später führte seine Arbeit zu einem nahezu flächendeckenden Wirken in evangelischen und katholischen Kirchen der Region. Seine Arbeit erstreckte sich auf den gesamten Harzraum, die Lüneburger Heide, das Wendland, das Eichsfeld sowie die Räume Göttingen und Hannover. Insgesamt sind aus der Orgelbaufirma Engelhardt ca. 100 Orgeln hervorgegangen: Neubauten, Renovierungen und Umbauten. Unter den Orgeln befanden sich zahlreiche zwei- und dreimanualige Orgeln.
Die überwiegende Zahl der Orgeln wurde in den Abnahmegutachten gelobt, so z.B. in einem Zitat von August Gottfried Ritter (1811-1885, Organist und Orgelsachverständiger in Magdeburg) bezüglich der neu gebauten dreimanualigen Orgel in der Marktkirche zu Goslar: „Das beste Instrument im Königreich Hannover". In der Regel wurden die Gestaltung der Prospekte, die zweckmäßige Konstruktion, das elegante „Tractement" und vollausgereifte Intonation und Stimmung seiner Orgeln gelobt.
1859 musste Engelhardt auf Grund finanzieller Schwierigkeiten Konkurs anmelden.Dennoch arbeitete er als Orgelbauer unterstützt von seinen Söhnen bis zu seinem Tod am 5. Februar 1866 weiter. Sein Sohn Gustav Karl Engelhardt (*1843) übernahm die Orgelbauwerkstatt und konnte sie noch einmal zu neuer Blüte führen. 1880 musste er aus gesundheitlichen Gründen das Geschäft aufgeben. Nach über 50 Jahren Orgelbautätigkeit endete die Geschichte der Herzberger Orgelbauwerkstatt Engelhardt.
(Hans-Ulrich Funk Festschrift Engelhardt-Orgelfest 2005)
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